MZ, Sonnabend 12. Oktober 2002 Probieren im Projektchor Verein „Friedrich Silcher“ geht neue Wege - Auftritt am 30. November Von unserem Redakteur PAUL SPENGLER  Der Projektchor trifft sich donnerstags ab 19:30 Uhr im Zeichensaal des Klosters. Quelle: mz
Foto: Engelbert Pülicher Bernburg/MZ. Der älteste Bernburger Chor sucht einen
neuen Weg, um Männer und Frauen für das gemeinsame Singen zu
begeis-tern. "Wer Lust hat zu singen, aber nicht sofort Mitglied
eines Vereins werden will, kann in unserem Pro-jektchor
mitmachen", sagt Hans-Jürgen Wetschke, der Vorsitzende des
Friedrich-Silcher-Chores. "Innerhalb von fünf Jahren ist unser Chor ohne Nachwuchs nicht
mehr singfähig." VERA BöHLK SILCHER-CHOR BERNBURG Der Projektchor unter der Leitung der Musikpädagogin Vera Böhlk
trifft sich donnerstags um 19.30 Uhr im Zeichensaal des Klosters.
Das Angebot zielt auf Studenten und auf andere Erwachsene, die sich
einmal in einem Chor ausprobieren, aber nicht längerfristig binden
wollen. Ein überschaubarer Kostenbeitrag wird erhoben. "Vielleicht gelingt es uns, eine Brücke zwischen
kulturinteressierten Bernburgern und dem Campus in Strenzfeld
aufzubauen", hofft die Chorleiterin. Die Hochschule Anhalt (FH)
wurde bereits als Kooperationspartner für dieses Vorhaben
gewonnen. Bei dem Chorprojekt "Lieder der Welt" sollen in den nächsten
Wochen Lieder aus fünf verschiedenen Ländern einstudiert werden. Am
30. November will der Projektchor mit seinem ersten Repertoire
dann an einem geplanten "Generationen-Konzert" in der Bernburger
Marienkirche teilnehmen. Vorsitzender Wetschke und die künstlerische Leiterin Böhlk
versprechen sich von dem Projektchor die Chance, auch jene zu
erreichen, die ansonsten nur mit Hemmungen die Schwelle zu einem
angestammten Chor überwinden. "Es ist nicht einfach, in einen
bestehenden Chor hinein zu kommen", schätzen beide realistisch
ein. Der 1838 gegründete Friedrich-Silcher-Chor ist der älteste Chor
in Bernburg. Dennoch plagen nicht nur diesen Chor erhebliche
Nachwuchssorgen. Wetschke: "Früher brachte der Vater den Sohn mit,
das ist heute nicht mehr so." Mittlerweile fehle dem Chor eine
ganze Generation, sagt Wetschke. Die künstlerische Leiterin Vera
Böhlk wird noch deutlicher: "Innerhalb von fünf Jahren ist der
Chor ohne Nachwuchs nicht mehr singfähig." Beim Thema Singen kommt die Chorleiterin in Fahrt. "Uns droht
eine singlose Generation", sagt sie. Das klingt etwas dramatisch.
Dahinter steckt aber die Sorge, dass eigenes Musizieren zur Sache
einer gebildeten Minderheit werden kann, wenn die Grundlagen nicht
mehr vermittelt werden. Aus dieser Einsicht heraus formuliert sie für sich die Absicht,
neue Formen und Wege zu finden. Dabei soll es nicht um modischen
Schnickschnack in der Aufführungspraxis gehen, sondern um die
authentische Interpretation von unterschiedlichem Liedgut. Um langfristig Chormitglieder heran zu bilden, wird bei den
Silchern übrigens auch ein Kinderchor unter dem Namen "cantalino"
aufgebaut. Er soll sich in den nächsten Wochen in den Schulen der
Stadt und des Landkreises vorstellen. Nähere Informationen finden sich im Internet unter
www.projektchor-bemburg.de |